Ohren auf beim Spielzeugkauf
Bild: obs/Bundesinnung der Hörakustiker KdöR/Olaf Malzahn

Ohren auf beim Spielzeugkauf

Ohren auf beim Spielzeugkauf

Nicht nur Pauken und Trompeten, auch das Quietscheentchen kann das Gehör schädigen

Ohren auf beim Spielzeugkauf : Spielgeräusche aus dem Kinderzimmer können für Eltern wunderschön, mitunter aber ganz schön nervig sein. Auch wenn Kinder das häufig anders sehen: Lautes Spielzeug kann für ihre Ohren eine echte Gefahr bedeuten, denn manche Spielgeräte können die Lautstärke eines Presslufthammers erreichen.

Laut Umweltministerium NRW kann ein Bobbycar auf Holzdielen eine Lautstärke von knapp über 80 Dezibel erzeugen. Das ist in etwa so laut wie eine Fräsmaschine. Ein Quietscheentchen kann laut wie ein Düsenjet quietschen, nämlich bis zu 130 Dezibel. Ein platzender Luftballon erreicht sogar einen Wert bis 150 Dezibel. Das enstpricht dem Knall einer kleinen Schusswaffe. Solche Lautstärken, in direkter Nähe zum Ohr, können das Gehör schädigen bis hin zum Knalltrauma und Hörverlust. Dabei ist gutes Hören für die optimale Kindesentwicklung sehr wichtig, um Sprache zu erlernen, die Umwelt zu verstehen und sich mitzuteilen.

Hörakustiker, die speziell auf das kindliche Gehör geschult sind, in der Fachsprache „Pädakustiker“, wissen um die tägliche Lärmbelastung bei Kindern und die Auswirkungen. In Deutschland sind mehr als 500.000 Kinder schwerhörig, und die Tendenz steigt. Auch wenn eine Schwerhörigkeit bei Kindern viele Ursachen haben kann, wie eine genetische Disposition oder eine Infektion, ist die Lärmbelastung durch Kinderspielzeug ein ebenfalls nicht zu unterschätzender Faktor. „Wir Pädakustiker raten Eltern beim Kauf von Spielzeug nicht nur auf Schadstoffe und Weichmacher zu achten, sondern auch dessen Lautstärke zu berücksichtigen. Gütesiegel und Warnhinweise bieten hier eine Orientierung“, sagt Marianne Frickel, Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker (biha). Das CE-Zeichen zeigt zum Beispiel, dass das Spielzeug der Europäischen Norm zur Sicherheit von Spielzeugen (DIN EN 71-1) und der Europäischen Spielzeugrichtlinie entspricht, die auch Höchstgrenzen für die maximale Lautstärke bei Spielzeug festlegen. Demnach darf „ohrnahes Spielzeug“ höchstens 80 Dezibel erreichen. Die normale Gesprächslautstärke liegt bei 60 Dezibel, 80 Dezibel ensprechen dem Lärm einer Fräsmaschine, 90 Dezibel bereits dem eines vorbeifahrendes Zuges oder eines Motorrades. Darüber hinaus sollten Eltern beachten, dass „ohrnah“ je nach Alter und Größe des Kindes etwas anderes bedeuten kann. Die Altersangaben auf Spielzeuglastwagen, Puppe und Co. sollten beim Kauf deshalb ebenfalls berücksichtigt werden.

Die Lautstärke in der Umgebung, in der sich das Kind täglich aufhält, spielt für das kindliche Gehör ebenfalls eine wichtige Rolle. Im Zweifel sollten Eltern die Lautstärke messen. Das geht spielerisch mit einer Lärmampel, einem speziellen Schallpegelmessgerät, das visuell anzeigt, wenn es zu laut wird. Eine Lärmampel ist wie eine Verkehrsampel aufgebaut – bei grünem Licht ist die Lautstärke in Ordnung. Leuchtet sie gelb, zeigt sie an, dass die Lautstärke gestiegen ist. Bei rotem Licht ist es definitiv zu laut. Der Einsatz einer Lärmampel ist eine gute Möglichkeit, schon bei Kindern ein Bewußtsein für Lautstärke zu schaffen. Schulen und Kindergärten reagieren bereits mit Maßnahmen wie Umbauten zur Lautstärkereduzierung. Gut sind zusätzlich Ruhepausen fürs Gehör. Denn nicht nur zu laute Geräusche schaden den Ohren, auch eine Dauerbeschallung kann langfristig schädlich sein.

Pädakustiker, die Experten fürs kindliche Gehör, machen sich in der Prävention stark. Sie klären mit ihrem speziellen Fachwissen in Kindergärten und Schulen auf und sensibilisieren Erzieher, Lehrer, Eltern und Kinder gleichermaßen für das Thema. Wer das Gefühl hat, sein Kind hört nicht gut, da es regelmäßig Worte wie „Dose“ und „Hose“ verwechselt, Silben verschluckt, auf Zurufe oder leise Ansprachen nicht reagiert, Konzentrationsschwierigkeiten hat oder sich zurückzieht, tut gut daran, das Hörvermögen seines Kindes beim Pädakustiker überprüfen zu lassen.

Weitere Tipps und Informationen zu Hörsystemen und gutem Hören sind auch auf der Plattform www.richtig-gut-hoeren.de zu finden. Initiator der Webseite ist die Bundesinnung der Hörakustiker (biha). Das Büchlein „Emil entdeckt die Welt der Töne“ der biha richtet sich gezielt an Kinder und klärt kindgerecht über das Thema „Schwerhörigkeit“ auf. Es ist kostenlos bei der biha erhältlich.

Hintergrund zum Hörakustiker-Handwerk

In Deutschland gibt es etwa 5,4 Millionen Menschen mit einer indizierten Schwerhörigkeit, Tendenz steigend. Schwerhörigkeit zählt zu den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen. Mit etwa 6.400 Hörakustiker-Betrieben und ca. 15.000 Hörakustikern versorgt das Hörakustiker-Handwerk etwa 3,5 Millionen Menschen in Deutschland mit qualitativ hochwertigen, volldigitalen Hörsystemen. Die Bundesinnung der Hörakustiker (biha) KdöR vertritt die Interessen der Hörakustiker in Deutschland.

Neben der Erstversorgung des Kunden ist der Hörakustiker auch für die begleitende Feinanpassung mit wiederholten Überprüfungen und Nachstellungen der Hörsystemfunktionen zuständig. Daneben organisiert er – wenn der gesetzliche Anspruch besteht – die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenversicherungen und steht für Wartung und Reparaturen der Hörsysteme bis zu einem gewissen Grad zur Verfügung.

Darüber hinaus berät er zu Gehörschutz und speziellem technischem Zubehör. Der Hörakustiker verfügt über theoretisches Wissen aus der Akustik, Audiologie, Psychologie und Hörsystemtechnik und über praktische Fertigkeiten zur Audiometrie.

Bild: obs/Bundesinnung der Hörakustiker KdöR/Olaf Malzahn

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